Südumgehung Rosengarten Anwohnergemeinschaft fürchtet lange Verzögerungen durch Gerichtsverfahren.

Rosengarten. Autor: Uwe Rauschelbach (urs)

Dass die Landwirte ihre Klage gegen die geplante Südumgehung Rosengartens zurücknehmen, ist das Ziel der Aktionsgemeinschaft Ortsumgehung Rosengarten (AGOR). Nach ihrer Überzeugung wird die Straße mit Sicherheit gebaut werden. Das Verfahren erwirke lediglich einen Aufschub und verursache zusätzliche Kosten. Jetzt hätten die Landwirte noch die Möglichkeit, Einfluss auf Planungsinhalte zu nehmen, sofern sie kooperierten, sagt AGOR-Sprecher Manfred Leiner gegenüber dem Südhessen Morgen.

Zusammen mit seiner Frau Monika vertritt Leiner im Redaktionsgespräch die Auffassung: Über die Umgehungsstraße ist in Rosengarten noch nicht das letzte Wort gesprochen worden. Für absurd hält er freilich die juristische Konstruktion, dass der Rechtsanwalt die Landwirte in Sachen Umgehungsstraße und damit gegen die Stadt vertritt, und dass er im Fall der geplanten ICE-Trasse gemeinsam mit Landwirten und Stadt streitet. „Das knallt irgendwann“, befürchtet der AGOR-Sprecher.

Obendrein vermisst er eine klare öffentliche Position der Stadt zugunsten der Umgehungsstraße, etwa auf der städtischen Internetseite. Vom amtierenden Bürgermeister ist er eher enttäuscht: „Er lehnt sich zurück“, urteilt er über den Einsatz Gottfried Störmers für das Straßenprojekt. Die Rosengartener Bürgerkammer sieht er auch nicht auf der Seite der AGOR – im Gremium seien eben auch Landwirte vertreten.

Unter zunehmendem Druck

In Anschreiben und bei einem Bürgertreff im Mai haben die AGOR-Vertreter versucht, die Landwirte von einem Verzicht auf den weiteren Klageweg zu überzeugen. Bislang vergeblich. Nun wollen sie ihre Kontakte zu den Bundestagsabgeordneten des Wahlkreises verstärken, etwa zu SPD-Justizministerin Christine Lambrecht.

Von der Sozialdemokratin verspricht sich Manfred Leiner gemäß der eigenen Ankündigung Lambrechts einen erhöhten Druck auf anhängige Gerichtsverfahren. Die Bewohner des Stadtteils stünden unter einem anderen, stetig anwachsenden Druck: den der zunehmenden Belastung vor allem durch Lastwagen, Lärm und Abgase. Ein Verkehrsstrom, der fast nie abreißt und nach Befürchtungen der AGOR noch zunehmen wird, wenn die Südumgehung auf Wormser Seite fertiggestellt ist.

Monika und Manfred Leiner leben inzwischen in Bürstadt. Im Elternhaus Manfred Leiners in der Rosengartener Siegfriedstraße wohnen Kinder und Enkelkinder. Weil er das Haus, für das seine Eltern ein Leben lang gearbeitet hätten, für seine Kinder erhalten will, setzt er sich seit 1995 für den Bau der Umgehungsstraße ein: „Das ist für mich eine Herzensangelegenheit.“

Die Klagen der Landwirte über den drohenden Flächenverlust kann Leiner nur teilweise nachvollziehen. Allein elf Hektar auf Lampertheimer und Bürstädter Gemarkung seien von Landwirten für den Ausbau der Photovoltaik zweckentfremdet worden. Obendrein seien ihnen von der Stadt Erbguthöfe auf einer Gesamtfläche von mehr als 500 Hektar zur Verfügung gestellt worden. Durch die Umgehungsstraße gingen ihnen rund 13 Hektar Ackerfläche verloren. Vor diesem Hintergrund hält es Leiner für zumutbar, dass die Landwirte der Stadt einen Teil der Fläche wieder zur Verfügung stellen, um die Straße bauen zu können.

Weitere Verluste drohen

Das sieht der Vorsitzende des Ortsbauernverbands, Gerd Knecht, anders. Den Lampertheimer Landwirten drohten weitere Geländeverluste, die sich beispielsweise mit dem Bau einer neuen ICE-Trasse und der geforderten Verschwenkung der Stromleitung addierten. Zudem würden für den Bau der Umgehungsstraße Rosengartens Ausgleichsflächen benötigt, für die in der Regel ebenso die Landwirte aufkommen müssten. „Wir verlieren im Endeffekt doppelt“, meint Knecht mit Blick auf die Situation in Rosengarten.

Abgesehen vom Flächenverlust drohe eine Zerschneidung von Ackergelände, mit nachteiligen Folgen für die Bewirtschaftung der Felder. Knecht selbst hat in der Diskussion über eine Lösung für Rosengarten eine dreispurige Ortsdurchfahrt favorisiert. An dieser Alternative hält er, unabhängig vom Stand des Verfahrens, bis heute fest.

Schmitt: Passive Rolle der Stadt
„Dass Bewegung in die Sache kommt“, wünscht sich auch der Vorsitzende der Bürgerkammer Rosengarten, Oliver Schmitt. Als Sprecher eines Gremiums, das sämtliche Interessen des Stadtteils vertritt, hält er beide Positionen für berechtigt: die der Anwohner an der B 47 und die der Landwirte. Die eigentliche Fronstellung laute auch nicht „Stadt gegen Landwirte“, sondern „Land gegen Landwirte“, stellt Schmitt mit Blick auf den Bauträger einer möglichen Umgehungsstraße – das Land Hessen – klar.

Die Bürgerkammer sieht er in einer moderierenden Funktion. So sei es immerhin gelungen, die Landwirte Rosengartens nach Jahren wieder an einen Tisch zu bringen und gemeinsame Gespräche zu initiieren. Im Gremium arbeiteten drei Landwirte mit, einer davon habe sich an der Klage gegen das Land beteiligt. Schmitt weist aber darauf hin, dass auch Lampertheimer Landwirte die Klage unterstützten. Die Stadt sieht der Bürgerkammer-Sprecher in einer passiven Rolle. Verwaltung wie Politik ruhten sich auf dem anstehenden Verfahren aus. Seine Aufgabe sieht Schmitt darin, die Gespräche mit allen Beteiligten in Gang zu bringen. urs

Mit freundlicher Genehmigung der Südhessen Morgen 05.07.19

Quelle: Südhessen Morgen 05.07.2019