Von Hannelore Nowacki / Tip-Verlag

1378928178_UmgehnetzAktionsgemeinschaft hatte zum Thema Südumgehung eingeladen / Bürgermeister Erich Maier für runden Tisch

ROSENGARTEN – Eine eingeschworene Einwohnergemeinschaft, so scheint es, hatte sich am späten Dienstagnachmittag im Dorfgemeinschaftshaus versammelt. Man könnte auch sagen: Der Einladung der seit Januar wieder aktiven Aktionsgemeinschaft Ortsumgehung Rosengarten (AGOR) waren offenkundig nur die Befürworter der Südumgehung gefolgt. Die Kritiker, zu denen vor allem einige Landwirte zählen, die den Verlust von 21 Hektar Landwirtschaftsfläche durch diese Straßenführung beklagen, blieben dem Treffen fern. Als klare Bekenner und Förderer der Südumgehung hatten auf dem Podium neben den AGOR-Mitgliedern die Bundestagsabgeordnete Christine Lambrecht und der Landtagsabgeordnete Norbert Schmitt, Bürgermeister Erich Maier, der Erste Stadtrat und Bürgermeisterkandidat Jens Klingler sowie  Ortsbeirätin Arjeta Domniku (SPD) Platz genommen.

Die SPD-Politiker machten in ihren Stellungnahmen dem Publikum deutlich: Um die Südumgehung kommt man nicht herum, alle anderen Alternativen sind über Jahre geprüft und verworfen worden, ihre Unterstützung ist sicher. ACOR-Sprecher Manfred Leiner, der früher im Ortsbeirat war, begrüßte Einwohner und Gäste und führte durch die Veranstaltung. Sein Anliegen – im Ort „einen Schulterschluss machen“. Seine Gewissheit: „Wir haben die Politik hinter uns“. Allerdings geht es ihm und vielen anderen Rosengärtnern nicht schnell genug, ihre Geduld ist überstrapaziert, wie aus Wortmeldungen herauszuhören ist. Auch Leiner ist wieder ungeduldig geworden, denn seit 1983 ist er am Thema dran, 1995 wurde die AGOR gegründet und im Januar 2013 wiederbelebt. Dazwischen sei er zehn Jahre nicht aktiv gewesen, doch der Vorschlag in einer Versammlung im letzten Jahr, Häuser abzureißen und die Bewohner umzusiedeln habe ihn alarmiert, erzählte er im Gespräch mit dem TIP. Dem Publikum berichtete Leiner von einem schweren Unfall, als ein LKW aus der Spur kam und einen Garten niedermähte, ähnliches und schlimmeres könne wieder passieren.

Auch die Schulkinder sieht Leiner in Gefahr, die über die B 47 zur Bushaltestelle gehen müssen und dort dicht am vorbeirauschenden Schwerlastverkehr stehen. Die zehnjährige Selina, seine Enkeltochter, nimmt er vor dem Podium beschützend in den Arm. Drei Ämter müssen tätig werden, erklärte Leiner: Hessen mobil, das Regierungspräsidium Darmstadt mit Johannes Baron an der Spitze und das Wirtschaftsministerium mit Minister Florian Rentsch, der auch für Verkehr zuständig ist. Der Wunsch nach Konsens mit den nicht einverstandenen Landwirten wurde im Publikum mehrfach laut. Ein Wunsch, dem der Vorschlag von Bürgermeister Erich Maier einen runden Tisch zu bilden, entgegenkam und daher mit viel Applaus bedacht wurde. Gerichtliche Klagen könnten das Verfahren auf Jahre verzögern.

Politiker nehmen Stellung

Christine Lambrecht drückte ihr „vollstes Verständnis“ für die betroffenen Landwirte aus. Aber „irgendwann ist Schluss mit der Belastung von Menschen“. Das Ergebnis der aktuellen Verkehrszählung bis Ende September müsse abgewartet werden, mahnte sie. Ihre Unterstützung sei sicher. Bundesverkehrsminister Ramsauer, so sieht es Lambrecht, setze klare Prioritäten im Straßenbau: 389 Millionen Euro gehen in seine Heimat Bayern, magere 39 Millionen Euro bekomme Hessen. Norbert Schmitt schloss sich  Lambrecht an und ergänzte mit Blick auf die jetzt vierspurige Brückenverbindung über den Rhein von und nach Worms mit zweispuriger Verengung durch Rosengarten: „Die Situation ist da, die wir immer vermeiden wollten“. Jens Klingler versicherte den Befürwortern: „Die Unterstützung von meiner Seite haben Sie auch“. Verständnis äußerte Klingler für die Landwirte. Die Stadt Lampertheim habe acht Hektar Land in eigenem Besitz, die dem Flurbereinigungsverfahren zur Verfügung stehen. Das entspreche etwa einem Drittel der gesamten Fläche. Bürgermeister Erich Maier meinte zum Thema B 47: „Zwischen uns passt kein Löschblatt“. Den Fuß vom Gas nehmen, Geduld sei jedoch gefragt. Maier forderte die Betroffenen auf, die Dinge gemeinsam mit dem Ortsbeirat voranzubringen und nannte die aktuelle Fakten: Flurbereinigungsverfahren und  Planfeststellungsverfahren wurden auf den Weg gebracht. Im Dezember finde ein dreitägiger Anhörungstermin statt. Maiers Vorschlag auf die Frage aus dem Publikum, was der einzelne Bürger nun tun könne: Ein runder Tisch mit Ortsbeirat, AGOR, Stadtverwaltung und maßgeblichen Leuten der Landwirtschaft aus Rosengarten und Lampertheim könnte sich zusammensetzen, um die nächsten Schritte miteinander zu gehen – „vielleicht im Konsens“.

Hannelore Nowacki

Original Bericht Tip-Verlag 11.09.13

Mit freundlicher Genehmigung des Tip-Verlag Lampertheim
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