ROSENGARTEN – (olo/red). Vor wenigen Wochen hat das Hessische Verkehrsministerium den von den Anwohnern der B 47 lange ersehnten Planfeststellungsbeschluss für die große Südumgehung Rosengarten vorgelegt. Umweltschützer und Landwirte sind bekanntlich nicht begeistert von dieser Planung. In einem gemeinsamen offenen Brief wenden sich der BUND-Kreisverband Bergstraße und der Regionalbauernverband Starkenburg (RBV) an den hessischen Verkehrsminister Tarek Al-Wazir. In dem Schreiben äußern BUND-Kreisvorstandssprecher Herwig Winter und der RBV-Vorsitzende Dr. Willi Billau ihre Bestürzung darüber, dass mit der Südumgehung Rosengarten eine der am wenigsten umweltverträglichen Varianten planfestgestellt wurde. Billau: „Von einem Verkehrsminister, der für Bündnis 90/Die Grünen in die Landesregierung gelangt ist, sollte man eigentlich erwarten, dass er sich für eine Lösung einsetzt, die dem Wert von Ackerböden gerecht wird.“

Eine Lösung, die nahezu ohne zusätzlichen Flächenverbrauch auskommt, habe es beispielsweise mit der sogenannten Trogvariante durchaus gegeben. Landwirte und Naturschützer haben deshalb kein Verständnis dafür, dass der nun von Verkehrsminister Al-Wazir unterzeichnete Planfeststellungsbeschluss die Landwirtschaft um rund 20 Hektar bester Ackerböden beraubt, wovon alleine 11,5 Hektar mit Asphalt versiegelt und damit dem Naturhaushalt dauerhaft entzogen werden. Und dies ausgerechnet im von den Vereinten Nationen für 2015 ausgerufenen Internationalen Jahr des Bodens.

Herwig Winter: „Fruchtbare Böden sind die wichtigste Ressource der Menschheit, da sie die Voraussetzung bilden für die Erzeugung von Nahrungsmitteln und Holz als Bau- und Brennstoff, aber auch von Biomasse allgemein. Ohne Böden, auf denen Pflanzen wachsen können, wäre Leben auf der Erde in seinen vielfältigen Formen nicht möglich.“

Die Landwirtschaftsflächen im gesamten Hessischen Ried und damit auch die im Umfeld von Rosengarten zeichnen sich nicht zuletzt dadurch aus, dass sie bundesweit zu den fruchtbarsten Böden zählen. Willi Billau: „Vor dem Hintergrund, dass in den letzten Jahrzehnten Infrastrukturmaßnahmen aller Art zu einem enormen Flächenverbrauch gerade auch im Rhein-Neckar-Raum geführt haben, ist eine Fortführung dieses Umgangs mit Flächen ausgesprochen verantwortungslos. Wir können deshalb unsere Enttäuschung über den von Al-Wazir unterzeichneten Planfeststellungsbeschluss nicht verhehlen.“

Niemand bezweifele, dass der Stadtteil Rosengarten nach Fertigstellung der neuen Rheinbrücke dringend eine Entlastung vom Durchgangsverkehr benötigt. Winter: „Doch dafür gibt es Möglichkeiten, die mit nur geringfügigem Flächenverbrauch auskommen, wie beispielsweise die Trogvariante im Verlauf der bisherigen Trassenführung.“ Es sei in diesem Zusammenhang auch nicht, wie von Hessen Mobil behauptet, erforderlich, mit meterhohen Schallschutzwänden Rosengarten in zwei Teile zu zerschneiden. Ebenso gut denkbar sei die Abdeckung des Trogs mit einer Betonplatte, welche sogar dazu beitrüge, die derzeit auf beiden Seiten der Durchgangsstraße gelegenen Siedlungsgebiete wieder miteinander zu verbinden.

Gegen die nun planfestgestellte Trassenführung werde es eine Reihe von Klagen betroffener Landwirte vor Gericht geben, so Winter und Billau. „Eine umweltverträgliche Planung dagegen würde dazu führen, gerichtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden.“ BUND und RBV verknüpfen deshalb mit ihrem offenen Brief die Hoffnung, dass seitens der hessischen Verkehrspolitik endlich ein Umdenkungsprozess in Gang kommt, der sich auch auf die Umgehung von Rosengarten auswirkt. Herwig Winter: „Nach reiflicher Überlegung sollte der Planfeststellungsbeschluss Südumgehung Rosengarten in der Schublade ‘Planungen des vergangenen Jahrhunderts’ abgelegt und für Rosengarten eine zeitgemäße, Flächen schonende Planung erarbeitet werden.“

Mit freundlicher Genehmigung der Lampertheimer Zeitung

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Quelle: Lampertheimer Zeitung vom 16.09.15