HORST WERNER SCHMITT Ortsvorsteher zur Verzögerung der Umgehung und zum Weggang des Verbrauchermarktes

ROSENGARTEN – Der kleinste Stadtteil Lampertheims leidet unter dem starken Verkehr auf der Bundesstraße 47. Wir sprachen mit Rosengartens Ortsvorsteher Horst Werner Schmitt (Freie Wähler) über die Verzögerung des Projekts Südumgehung und über den Weggang des Verbrauchermarktes Kaufland.

Herr Schmitt, was waren die wichtigsten Ereignisse 2014 im Rosengarten?

Zum einen der Einzug der Flüchtlinge ins alte Schulhaus. An die sechs Somalier mussten sich die Bürger erst gewöhnen, doch das ging schnell. Dann sicher die erste Erdbeerkerwe. Wir hatten überraschend viel Resonanz von auswärts, Besucher aus Worms, Bürstadt und Nordheim, alle äußerten sich sehr positiv. Erfreulich ist zudem, dass unser Kindergarten eine zweite Gruppe eröffnet hat. Schließlich ist das Büro der Verwaltung ins Erdgeschoss des Dorfgemeinschaftshauses umgezogen und somit jetzt barrierefrei zu erreichen. Das war mir wichtig. Vieles ist nur möglich, weil die Zusammenarbeit im Ortsbeirat optimal verläuft und auch die Verbindung mit der Stadtverwaltung gut ist.

Bis Ende 2014 sollte auch der Planfeststellungsbeschluss für die Südumgehung Rosengarten fertig sein. Allerdings dauert das wohl noch ein paar Monate. Wie sehr ärgert Sie das?

Der Gesetzgeber hat im Bundesverkehrswegeplan den vierstreifigen Ausbau der B 47 als vordringlichen Bedarf festgeschrieben. Und dann – nach 40 Jahren Diskussion und Planung – wird dieses Projekt vom Wiesbadener Verkehrsministerium einfach so wegen eines Abteilungsleiterwechsels hinausgeschoben. Die Stadt Lampertheim wurde noch nicht einmal über die Verzögerung informiert, man kanzelt uns richtig ab. Unfassbar. Ich wollte einen Termin mit Minister Al-Wazir haben, damit Bürger mit ihm über das Projekt reden können. Das hat er abgelehnt. Wir Ehrenamtlichen nehmen dem Staat viel Arbeit ab, etwa im Umgang mit den Flüchtlingen, und dann wird man noch nicht einmal vom Ministerium angehört. Es ist unverschämt, so mit dem Bürger umzugehen.

Vertrauen Sie darauf, dass die Baumaßnahme im Bundesverkehrswegeplan in der höchsten Priorität bleibt?

Die Bundestagsabgeordneten Dr. Michael Meister und Christine Lambrecht setzen sich dafür ein. Auch der Landtagsabgeordnete Alexander Bauer hat seine Unterstützung angeboten, er will ein Gespräch mit Al-Wazir führen.

Eigentlich müsste die B 47 in einem Arbeitsgang vierspurig ausgebaut werden. Ich selbst wohne an der Straße und kann daher sagen, was für eine Zumutung das ist: Die ganze Nacht donnern Laster vorbei, dass die Möbel wackeln. Wichtig ist die Umgehung aber nicht nur für die Anwohner, sondern auch für die Wirtschaft. Der Verkehr in Richtung Industriegebiet Wormser Landstraße muss freie Fahrt bekommen. Eigentlich hätte die Planung Rheinbrücke/B 47 in eine Hand gehört. Jetzt ist die Brücke fertig, aber in Hessen passiert nichts. Meine Freunde aus Worms machen Witze darüber.

Die Landwirte sind immer noch gegen die Südumgehung…

Wir sind den Landwirten schon entgegengekommen und wollen mit ihnen ein Gespräch führen, sobald der Planfeststellungsbeschluss vorliegt. Das Ziel ist, eine Klage der Landwirte gegen den Beschluss zu verhindern, damit es zu keiner weiteren Verzögerung kommt.

Stimmt das Gerücht, dass Kaufland den Rosengarten verlässt? Wäre das für den Ort schlimm?

Das Gerücht gibt es seit eineinhalb Jahren. Kaufland geht, das steht fest. Ich hoffe, es wird ein Nachfolger in das Gebäude einziehen. Das Gelände wird ja an die Umgehung angeschlossen, wenn man von Bürstadt kommt. Aus Lampertheim kommend ändert sich der Fahrtweg nicht. Nur für die aus Richtung Worms Kommenden wird es umständlicher, zum Verbrauchermarkt zu gelangen.

Könnte man hier, falls kein Supermarkt mehr kommt, Baugelände schaffen?

Das ist Privatgelände, darauf haben wir also keinen Einfluss. Ich bin für einen Einkaufsmarkt, schon wegen unserer älteren Bürger.

Können denn an anderer Stelle Bauplätze entstehen?

Sinnvoll wäre das – nach Fertigstellung der Umgehung – zwischen Verbrauchermarkt und dem Ort, denn hier liegen schon Versorgungsleitungen. Das würde den Ort aufwerten. Zumal die Lage Rosengartens sehr zentral ist.

Fühlen sich die Asylbewerber im Rosengarten wohl? Welche Probleme haben sie?

Sie sind im Ort integriert, man grüßt sich. Sie haben auch ein bisschen Deutsch gelernt. Die Ehrenamtlichen kümmern sich um die Somalier, das schweißt den Ort zusammen. Und die Flüchtlinge werden auch zu Festen eingeladen. Der FC Waldesruh spendete sogar Geld für die Renovierung eines Bades in der alten Schule. Im Übrigen tun die Somalier auch etwas für die Stadt: Sie helfen auf dem Friedhof und jäten Unkraut am Dorfgemeinschaftshaus. Manches mussten sie erst noch lernen, Mülltrennung etwa kannten sie nicht.

Im Ortsbeirat wurde der Wunsch geäußert, eine Buslinie vom Rosengarten zur Erich Kästner-Schule zu schaffen. Klappt das?

Leider nein. Denn es handelt sich um zwei verschiedene Busunternehmen und Verträge.

Was steht 2015 im Rosengarten an?

Unsere zweite Erdbeerkerwe am 15. und 16. Mai. Sie beginnt am Freitagabend mit einer Theateraufführung – von einer Heppenheimer Laienspielgruppe. Dann wird am Samstag weitergefeiert. Auf meiner Agenda stehen natürlich der weitere Einsatz für die Umgehung und der Einsatz für einen Fußweg zwischen Rosengarten und dem Wehrzollhaus. Außerdem will ich mit dem Ersten Stadtrat über das Thema Bauerwartungsland sprechen, und die Kommunalwahlen werden vorbereitet.

Treten Sie wieder an?

Ich würde als Ortsvorsteher weitermachen, wenn die Freien Wähler die Mehrheit im Rosengarten erhalten.

Wie steht es um die Freien Wähler in Lampertheim?

Meines Wissens fehlt in Lampertheim der Nachwuchs. Und selbst wenn es zwei FW-Abgeordnete ins Stadtparlament schaffen würden. Was können die schon bewegen? Es wird die Freien Wähler zur Wahl 2016 wohl nur im Rosengarten geben.

Das Interview führte Oliver Lohmann

Mit freundlicher Genehmigung der Lampertheimer Zeitung

www.lampertheimer-zeitung.de

Quelle: Lampertheimer Zeitung vom 28.01.15