ROSENGARTEN – (olo). Vor kurzem wurde der Planfeststellungsbeschluss der Südumgehung Rosengarten fertig. Nun verkünden die Landwirte offiziell, dass sie gegen diesen Beschluss klagen werden. Gründe seien, dass wertvollster Boden unwiederbringlich verlorengehe und dass Alternativen nicht ernsthaft geprüft worden seien. Die Landwirte aus Lampertheim und Rosengarten werden vom Regionalbauernverband Starkenburg und dem BUND Hessen unterstützt.

In einer Pressemitteilung des Regionalbauernverbandes Starkenburg heißt es warnend: „Bei weiter wachsender Bevölkerung und gleich bleibender Überbauung, Wüstenneubildung und Erosion wird die Ackerfläche pro Kopf von 0,25 Hektar (2011) auf 0,15 Hektar im Jahr 2050 absinken.“ Nur die Böden der gemäßigten Klimazone vorwiegend der Nordhalbkugel hätten sich als dauerhaft ertragsfähig und ertragsstabil erwiesen. „Tropische Böden verlieren nach Entwaldung rasch an Fruchtbarkeit. Gerade in subtropischen Trockengebieten wachsen die Wüsten durch Überweidung der Böden. In Trockengebieten mit Bewässerungslandbau aus meist fossilen Quellen versalzen die Böden aus Wassermangel zunehmend.“ Bei den Böden im Rheintal handele es sich um nacheiszeitliche Sedimente des Rheins mit einer Ackerzahl von über 90 (das Maximum ist 100), welche beregnungsfähig und dauerhaft hohe Erträge und Qualitäten an Nahrungsmitteln zu erbringen in der Lage seien. „Die von der Umgehungsstraße im Rosengarten bedrohten 25 Hektar ernähren also mindestens 100 Menschen dauerhaft“, so der Bauernverband. Die wegfallende Nahrungsmittelproduktion müsse importiert werden, meist aus Übersee. Damit drohe eine weitere Entwaldung des Regenwaldes.

„Aus unserer Sicht ist es auch aufgrund des zunehmenden Bevölkerungszuzuges von Menschen, die ihre Heimat verloren haben, deren Äcker durch Krieg vermint, vergiftet, zerstört sind, unverantwortlich, eine an Luxus grenzende Ortsumgehung zu bauen, da noch mehr Boden hier gebraucht wird. Unsere Erträge sind auch aus Umweltschutzgründen nicht ewig steigerbar“, so der Bauernverband. Und die derzeitige Erneuerung der B 47-Fahrbahn sei dermaßen teuer und gründlich, dass es an einen Schildbürgerstreich grenze, diese wieder rückzubauen. In zwei Wochen planen die Landwirte ein Gespräch mit der hessischen Umweltministerin Priska Hinz. Wer teilnehmen wolle, solle sich per Telefon (0172-9 14 39 02) oder per Mail (billau.starkenburg@agrarpower.de) melden.

Rosengartens Ortsvorsteher Horst Werner Schmitt sagte auf Anfrage unserer Zeitung, er bedauere, dass durch die Klage der Landwirte die „Entwicklung des Ortes Rosengarten und die der Wirtschaft in Lampertheim gestoppt wird“. Gerade während der derzeitigen Baustelle sei zu sehen, wie sehr der Verkehr stockt und wie sehr die Anwohner belastet werden. Und der Verkehr werde weiter zunehmen. Durch die Klage werde wohl ein neues Planfeststellungsverfahren nötig, der Baubeginn um Jahre hinausgeschoben. Schmitt kann die Klage nicht verstehen, denn die Rosengärtner Landwirte hätten nach einem Flurbereinigungsverfahren die wegfallende Ackerfläche zum großen Teil ersetzt bekommen. „Das wirft kein gutes Licht auf die Partnerschaft Landwirte und Bürger“, so Schmitt.

Mit freundlicher Genehmigung der Lampertheimer Zeitung

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Quelle: Lampertheimer Zeitung vom 10.10.15